Die Maria S. Merian bewegt sich langsam durch die Caldera von Santorin. Während das Forschungsschiff unermüdlich Daten sammelt, ragt die ikonische Vulkanlandschaft umgeben von weißen Häusern und steilen Klippen in den Himmel. Diese Szenerie ist nicht nur atemberaubend, sondern auch ein zentrales Gebiet für die Forschung im Rahmen von MULTI-MAREX.
Die Maria S. Merian in der Caldera von Santorin (Video: Daniel Müller)
In der Caldera werden die neuen MOLA-Lander (Mola steht für Modular Ocean Lander Architecture) getestet, kleine und hochflexible Messsysteme, die unter anderem seismische, hydroakustische, geodätische Daten auf dem Meeresboden erfassen. Diese Geräte sind besonders handlich, ähnlich den zuvor eingesetzten Ozean-Boden-Seismometern, aber zusätzlich in der Lage, untereinander zu kommunizieren.
Außerdem wurde der MOMO-Videoschlitten (MOMO steht für Modular Mobility) im hydrothermalen Gebiet des Kolumbo-Kraters eingesetzt. Mit seinen vier hochauflösenden Kameralinsen und LED-Leuchten erfasst MOMO spektakuläre Bilder der heißen Quellen, die mineralreiches Wasser aus dem Meeresboden sprudeln lassen. Die aufgenommenen fotogrammetrischen Daten ermöglichen es nicht nur, die Struktur und Dynamik dieser Quellen zu analysieren, sondern sie können auch in Virtual-Reality-Umgebungen visualisiert werden. Solche Aufnahmen sind nicht nur wissenschaftlich wertvoll, sondern bieten auch eine visuelle Verbindung zu einer sonst verborgenen Welt.
Nach den Arbeiten in der Caldera verlagert sich die Expedition nach Amorgos, wo das Team 3D-seismische Daten erhebt. Dieses Verfahren, bei dem Schallwellen in den Untergrund gesendet und die Reflexionen von verschiedenen Gesteinsschichten gemessen werden, hilft dabei, die komplexen geologischen Strukturen in der Region zu kartieren. Ergänzend dazu kommt wieder das Fächerecholot zum Einsatz, das den Meeresboden mit Schallwellen scannt und hochpräzise Karten erstellt. Gemeinsam liefern diese Technologien ein umfassendes Bild der geologischen Dynamik, die für die vulkanischen und tektonischen Aktivitäten in der Ägäis verantwortlich ist.
Neben den wissenschaftlichen Arbeiten hatten wir diese Woche virtuellen Besuch auf dem Schiff. Professorin Dr. Paraskevi Nomikou führte während Live Calls Schüler:innen von Santorin und Masterstudierende der National & Kapodistrian University of Athens durch das Forschen an Bord. Die Schüler:innen konnten die Maria S. Merian von ihrer Insel aus sehen und erfuhren aus erster Hand, wie der Alltag auf einem Forschungsschiff aussieht – von den festlich geschmückten Kabinen über die Labore bis hin zu den komplexen Messsystemen. Diese Initiative zeigt, wie Wissenschaft und Gesellschaft zusammengebracht werden können, und bildet die Grundlage für das geplante Living Lab von MULTI-MAREX. Die Living Labs sind darüber hinaus ein zentrales Element der gesamten Forschungsmission mareXtreme.
Doch trotz des intensiven Programms ist die Weihnachtsstimmung an Bord unübersehbar. In der Messe wurde ein Weihnachtsbaum aufgestellt und dekoriert, und beim Christmas Quiz kamen Forschende und Crew zusammen, um die Erfolge der vergangenen Woche zu feiern.
Während draußen die Ägäis von der Wintersonne beleuchtet wird, wächst die Vorfreude auf die kommenden Festtage – und die nächste spannende Woche voller Wissenschaft und Begegnungen. Aber davon dann beim nächsten Mal.
Disclaimer:
Die MOLA-Lander sowie der MOMO-Videoschlitten erfassen während der Expedition Daten, die auch in MULTI-MAREX genutzt werden. Die Entwicklung des MOLA Systems wird durch das gleichnamige Helmholtz Validierungsprojekt ermöglicht, während die Entwicklung des MOMO Systems durch verschiedene Projekte finanziert wird.
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